Bereits seit mehreren Jahren geht die Gemeinde Raeren aktiv gegen verschiedene invasive Pflanzen vor. Dank konsequenter Bekämpfungsaktionen sind erste Erfolge zu verzeichnen.
Was ist eigentlich eine invasive Pflanze? Warum soll man sie bekämpfen?
Es handelt sich um eine Pflanzenart, die ursprünglich nicht in unserer Region vorkam. Sie wurde absichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen eingeschleppt oder hier angesiedelt und hat es geschafft, sich zu etablieren.
Längst nicht jede eingewanderte Pflanze muss bekämpft werden. Viele Arten sind inzwischen gut in unser ökologisches System integriert. Aber einige Arten sind „invasiv“, d.h. sie haben nicht nur eine neue Heimat bei uns gefunden, sondern verbreiten sich viel stärker und schneller als unsere heimischen Gewächse und nehmen diesen den Lebensraum weg. Hierzu gehören unter anderem der der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica) und die durch die EU gelisteten Arten Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), der zudem durch seinen Saft bei Mensch und Tier beträchtliche Hautschäden verursachen kann, und Asiatisches Springkraut (Impatiens glandulifera).
Die Samen des Bärenklaus und des Springkrauts werden in der Regel durch Wind, Wasser, Tiere oder Fahrzeugreifen in der Umgebung verteilt und schlagen dort neu aus. Sie bleiben über Jahre hinaus keimfähig, so dass regelmäßige Kontrollen an den bekannten Standorten für eine definitive Vernichtung unerlässlich sind. Der Knöterich bildet extrem starke, lange und tiefgehende Rhizome, die selbst Mauern unterwandern können. Kleine Pflanzenteile können wieder neu austreiben, daher sind Mähaktionen ohne akribische Reinigung der Geräte und Vernichtung aller Pflanzenreste eher riskant, denn sie können zu einer ungewollten Verschleppung der Pflanze führen[i].
Andere Pflanzen bedecken in Windeseile ganze Gewässerflächen, die dann mangels Sauerstoffaustausch absterben. Häufig handelt es sich um Arten wie das Brasilianische Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum), die zur Dekoration von Aquarien genutzt werden. Wenn sie in dort überhand nehmen, kommt es vor, dass sie unerlaubterweise in der Natur entsorgt werden, ohne dass der Eigentümer über die möglichen Konsequenzen nachdenkt.
Die invasiven Pflanzen machen etwa 10 bis 15 % der rund 12.000 Arten aus, die seit der Entdeckung Amerikas nach Mitteleuropa gelangt sind[ii]. Sie verdrängen die bestehende Vegetation, schaden dem ökologischen Gleichgewicht, schädigen die Umwelt und führen z.B. durch Parasiten in der Land- und Forstwirtschaft zu hohen wirtschaftlichen Verlusten, die allein in der EU mehrere Milliarden Euro pro Jahr betragen[iii].
Was tut die Gemeinde?
Auf regionaler Ebene beteiligt sich die Gemeinde Raeren an Arbeitsgruppen mit den benachbarten Gemeinden, der Forstverwaltung, den Flussverträgen Maas Unterbecken und Weser sowie Vertretern der zuständigen Dienste der Wallonischen Region. Diese Treffen bieten die Möglichkeit, Informationen und Erfahrungen auszutauschen oder gemeinsame Aktionen zu planen. Auch überregional werden die Kontakte zu den Vertretern anderer Behörden und naturverbundenen Vereinigungen gepflegt.
Auf lokaler Ebene werden die vorhandenen Bestände des Riesenbärenklaus in Zusammenarbeit mit der Wallonischen Region registriert. Im Auftrag der Gemeinde führt ein Sozialbetrieb, der über die nötige Schutzausrüstung und Kenntnisse zur korrekten Handhabung verfügt, jedes Jahr im April/Mai eine Bekämpfungsaktion durch. Im Laufe des Sommers werden bei einem zweiten Rundgang die nachwachsenden Stauden vernichtet. Werden bisher unbekannte Vorkommen gemeldet, rückt der Betrieb auch zwischenzeitlich aus, um die Pflanzen so schnell wie möglich zu beseitigen. Nach 5 Jahren sind verschiedene Einzelstandorte nun frei von Riesenbärenklau, die größeren Vorkommen sind deutlich geschrumpft.
Das Springkraut wird ebenfalls schon seit Jahren systematisch bekämpft. Neben Vertretern und Beauftragten der Gemeinde arbeitet die Koordinatorin des Lokalkomitees Göhl & Inde (Flussvertrag Maas Unterbecken) in den Monaten Juli und August während mehrerer Tage auf Raerener Gebiet. Auch der NABU Aachen, mit dem die Gemeinde gute Kontakte unterhält, hilft tatkräftig bei der Vernichtung von Asiatischem Springkraut im Umfeld des Reybachs und des Iterbachs. Auf diese Weise wird natürlich auch der Sameneintrag über diese Bachläufe in die Inde spürbar reduziert.
Allerdings stehen nicht genügend helfende Hände zur Verfügung, um alle bekannten Standorte umfassend zu bearbeiten. Daher wurden verschiedene Schwerpunkte festgelegt, die prioritär bearbeitet werden. Sobald diese Bestände unter Kontrolle gebracht sind, wird der nächste Standort in Angriff genommen.
Was können Sie selber tun?
Im Hinblick auf einen nachhaltigen Erfolg bei der Bekämpfung dieser Pflanzen bittet die Gemeinde alle Eigentümer von privaten Flächen, auf denen invasive Pflanzen vorkommen, um Mithilfe:
- Bestände oder einzelne Pflanzen von Riesenbärenklau sollten bei der Gemeinde gemeldet werden, damit sie fachgerecht entfernt werden können;
- Asiatisches Springkraut kann und soll jeder selber entfernen. Es handelt sich um einen ungefährlichen Flachwurzler, der einfach per Hand aus dem Boden gezogen wird. Der Stängel kann an einer trockenen Stelle zum Verrotten liegen bleiben, muss dann aber von Erde befreit und unter dem untersten Knoten geknickt werden, um ein neues Austreiben zu verhindern. Ansonsten kann er mit anderem Grünabfall kompostiert oder möglicherweise als Viehfutter genutzt werden. Bei großen Flächen hilft der Einsatz von Freischneidern. Wichtig ist es, zeitig vor der Samenreife zu handeln, da die Pflanze sonst ihre Samen meterweit um sich schleudert. 2 bis 3 Kontrollgänge innerhalb einiger Wochen stellen sicher, dass keine Triebe nachwachsen oder Nachzügler übersehen werden.
- Japanischer Staudenknöterich ist äußerst schwer zu bekämpfen. Schneidwerkzeug, Schuhe und Kleidung müssen nach einer Mähaktion peinlichst genau gereinigt werden, um keine Pflanzenreste zu verschleppen. Die Wallonische Region empfiehlt zurzeit, größere Bestände ruhen zu lassen. Gerne können solche Bestände bei der Gemeinde gemeldet werden, um deren Entwicklung im Lauf der Jahre zu verfolgen.
Béatrice Peters, Bauamt
Kontakt zur Meldung von invasiven Pflanzen: beatrice.peters@raeren.be, Tel. 087/85 89 77
[i] La biodiversité en Wallonie – gérer les plantes invasives – https://www.biodiversite.wallonie.be/fr/gerer-les-plantes-invasives.html?lDC=5706
[ii] NABU – Eingewandert und eingeschleppt – https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/artenschutz/invasive-arten/neobiota.html
[iii] BUND – Invasive Arten : Globalisierung der Natur – https://www.bund.net/tiere-pflanzen/invasive-arten/